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Oliver Euler works in series. He presented several such series of drawings at the end of his studies at the Art Academy in Mannheim. He describes his work process as 'automatic drawing'. The half-awake, automatic running of the pen or brush creates images whose lines and forms attempt to express spontaneous 'messages and notations of the unconscious'. This automatic drawing becomes a game with the empty surface, on which a few lines and abstract abbreviations condense into a field of tension and a weightless, swinging fabric. The line in the ductus of the writing hand, the notion of a calligraphy unknown to us, the meaning of which we can only grasp in the image but cannot decode, create such images and signs. Each line opens up new, different perspectives and spaces that are difficult to pin down. Hard, shiny strokes of graphite stand next to the soft traces of chalk, which sometimes dissolve into painterly surfaces. They are graphic, poetic notations. Oliver Euler is concerned with capturing the second reality, namely that of the unconscious. The discovery of the imagery of the unconscious and the soul leads to an archaic reality, leads to a world of 'imagination and intuition' as he describes it. They are purely pictorial creations that transcend the mere depictive function of the image and the artist's drive to imitate and instead penetrate into the inner being. These are the other truths that Paul Klee suspects are not only latent, but in the majority.

Each of his drawings is a small universe that allows the infinite variability of possible perspectives and superimpositions to be felt in a space-time gesture as the finite in the infinite. ​

Gerd Lind, 2003

 

Oliver Euler arbeitet in Serien. Mehrere solcher Zeichnungs-Serien hat er als Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Mannheim vorgestellt. Seinen Arbeitsprozess bezeichnet er als 'automatisches Zeichnen'. Daraus entstehen, wie er es beschreibt, durch das halbwache, automatische Laufen lassen des Stiftes oder des Pinsels Bilder, in deren Linien und Formen sich spontane 'Mitteilungen und Notationen des Unbewussten' auszudrücken versuchen. Dieses automatische Zeichnen wird zu einem Spiel mit der leeren Fläche, auf der sich wenige Linien und abstrakte Kürzel zu einem Spannungsfeld und einem schwerelos, schwingendem Gewebe verdichten. Die Linie im Duktus der schreibenden Hand, die Ahnung einer uns fremden Kalligraphie, deren Sinn wir nur im Bild erfassen aber nicht entschlüsseln können, lassen solcherart Bilder und Zeichen entstehen. Jede Linie öffnet neue, andere Perspektiven und Räume, die nur schwer zu fixieren sind. Harte glänzende Striche des Graphits stehen neben den weichen sich zuweilen in malerische Flächen auflösenden Spuren der Kreide. Es sind zeichnerische, poetische Notate.

Die zweite Wirklichkeit, nämlich die des Unbewussten bildlich zu erfassen ist das Anliegen von Oliver Euler. Die Entdeckung der Bildhaftigkeit des Unbewussten und der Seele führt zu einer archaischen Wirklichkeit, führt zu einer Welt aus 'Vorstellung und Intuition' wie er es beschreibt. Sie sind reine Bildschöpfungen, die die bloße Abbildfunktion des Bildes und den Nachahmungstrieb des Künstlers überwinden und in das eigene Innere vordringen. Dies sind die anderen Wahrheiten, von denen Paul Klee vermutet, sie seien nicht nur latent vorhanden, sondern in der Überzahl.

Jede seiner Zeichnungen ist ein kleines Universum, das die unendliche Variabilität der möglichen Perspektiven und Überlagerungen in einer raumzeitlichen Geste als das Endliche im Unendlichen spürbar werden lässt. 

Gerd Lind, 2003

OLIVER EULER

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